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Projektabschluss IamDiÖ - Danke für die gschmeidigen vergangenen vier Jahre
Mit Ende des vergangenen Jahres ist auch unser Citizen-Science-Projekt IamDiÖ - Erforsche Deutsch in Österreich! zu Ende gegangen. Der Grund dafür ist jedoch nicht mangelndes Interesse am Thema oder am Projekt, sondern die fehlende Förderung.
Aber eins nach dem anderen:
Zur Geschichte
Vor vier Jahren haben wir uns riesig gefreut, als unser Projekt (damals noch unter dem Titel In aller Munde und aller Köpfe - Deutsch in Österreich) vom österreichischen Wissenschaftsfond FWF gefördert wurde. Damals war unser Steckenpferd die Frage des Monats, bei der Bürger*innen selbst Fragen zum Thema Deutsch in Österreich stellen (und auch gerne selbst beantworten) können und so einen Einblick in den gesamten wissenschaftlichen Forschungsprozess gewinnen können. Nicht weniger wichtig waren in der ersten Phase die linguistischen Schnitzeljagden, bei denen sich Interessierte auf Schilderjagd begaben, um beispielsweise Dialekt oder verschiedene Sprachen auf Plakaten oder Geschäftsschildern zu finden und zu analysieren. Der Dritte im Bunde der ersten Projektphase war der Meme-Generator und die dazugehörigen Wettbewerbe, bei denen ihr selbst Bilder mit Dialekt verbinden konntet.
Die Freude war noch einmal riesig, als unser Projekt 2020 eine weitere Förderung erhielt. In der zweiten Phase konzentrierten wir uns auf eine Online-Wörtersammlung namens „Wortgut“, die ihr selbst befüllen könnt. Im Gegensatz zu vielen sogenannten „Laienwörterbüchern“ steht nicht nur der Dialekt einer Region im Vordergrund, sondern ihr könnt außerdem gerne „hochdeutsche“, fachsprachliche oder jugendsprachliche Ausdrücke sammeln. Und: Falls ihr euch schon immer gefragt habt, was manche Emojis überhaupt bedeuten, dann könnt ihr das ebenfalls in Wortgut nachschlagen. Danke an alle, die bisher mitgemacht haben!
Außerdem könnt ihr euer Wissen über österreichische Dialekte beim Varietätenraten testen und Dialektsprecher*innen ihren Herkunftsorten in Österreich zuordnen.
Zur finanziellen Lage
Die Förderungslandschaft für Citizen-Science-Projekte in Österreich ist noch relativ klein, insbesondere für eigenständige und geisteswissenschaftliche Projekte. Obwohl solche Projekte ja von der Mitarbeit von unbezahlten Lai*innen leben, benötigen sie dennoch Engagement vonseiten der Wissenschaft. Zwar wird Citizen Science ähnlich wie Wissenschaftskommunikation für immer wichtiger erachtet, Geld und Zeit wird Wissenschafter*innen dafür jedoch nicht oder nur kaum zu Verfügung gestellt.
Dennoch haben „unsere“ Wissenschafter*innen im Hauptprojekt, dem Spezialforschungsbereich Deutsch in Österreich (SFB DiÖ), uns mit ihrem Fachwissen tatkräftig unterstützt - ein herzliches Dankeschön an alle, die sich für unser Projekt und somit auch alle interessierten Citizen Scientists Zeit genommen haben!
Was wir alles geschafft haben
So ist es uns gelungen in den vergangenen vier Jahren einiges auf die Beine zu stellen und Wissen zu Sprache und zu Deutsch in Österreich niederschwellig und ansprechend zu kommunizieren: bei online Meme-Wettbewerben und linguistischen Schnitzeljagden durch die Sprachlandschaft Österreichs, bei Workshops für Schulklassen, Vorträgen und Diskussionen bei Wissenschaftvermittlungsevents wie der Langen Nacht der Forschung, dem FWF BeOpen-Festival oder an der Wiener Volkshochschule; die es zuletzt Pandemie bedingt immer öfter in den digitalen Raum verschoben hat. Dass das dem Erfolg aber keinen Abbruch tut, zeigen zwei unserer erfolgreichsten „online“ Tools und Aktionen: die Frage des Monats, in der wir monatlich Fragen rund um Sprache und Deutsch in Österreich beantworten und Wortgut, unsere digitale Wörtersammlung, die fleißigst von Citizen Scientists befüllt wird.
Was IamDiÖ zu Citizen Science beigetragen hat
Auch im Bereich Citizen Science war IamDiÖ äußerst umtriebig. Wir haben uns mit dem österreichischen Citizen-Science-Netzwerk „Österreich forscht“ vernetzt und waren dort auch auf der Website und im Blog vertreten.
Als ein geisteswissenschaftliches Projekt wollten wir auch eine Vorreiterrolle übernehmen, um zu zeigen, dass Citizen Science auch in den Geisteswissenschaften (und nicht wie üblicherweise in den Naturwissenschaften) gut funktionieren kann. Dementsprechend haben wir unsere Erkenntnisse auch auf diversen Konferenzen präsentiert und in so mancher wissenschaftlichen Veröffentlichung festgehalten.
Was ihr, die Citizen Scientists, alles geleistet habt
Ein paar Zahlen wollen wir mit euch teilen: in vier Jahren habt ihr 520 Fragen zum Deutschen in Österreich eingereicht, insgesamt 3031 Beiträge bei zwei Citizen Science Awards (2019 & 2021) mit uns erstellt, 954 Bilder bei 4 linguistischen Schnitzeljagden und beim eingenständigen Sammeln zusammengetragen, 226 Comics mit Sprache zum Leben erweckt, 97 Memes mit unserem Meme-Generator erstellt und 2637 Einträge auf Wortgut erstellt.
Dank euch haben auch wir viel dazu gelernt. Durch den Austausch mit euch und euer wertvolles Feedback konnten wir gemeinsam - so hoffen wir zumindest - dazu beitragen, die Kommunikation zwischen (Sprach)Wissenschaft und interessierter Öffentlichkeit zu verbessern und den Austausch zwischen Bürger*innen und Wissenschafter*innen im Laufe des Forschungsprozesses zu bereichern.
Nicht zuletzt habt ihr durch eure Neugierde und eure Beteiligung auch gezeigt, dass das Interesse an Deutsch in Österreich gegeben ist und sich viele Menschen Gedanken über Sprache machen - woher sie kommt, wie und wohin sie sich verändert, wie sie wirkt und vieles mehr. Das zeigt auch, dass die vom SFB DiÖ betriebene Grundlagenforschung für die breite Öffentlichkeit relevant ist, weil die Forschungsergebnisse für viele von Interesse sind.
Was jetzt mit IamDiÖ passiert
Das Ende unserer Förderungszeit bedeutet nicht das Ende von IamDiÖ! Über unsere Website könnt ihr weiterhin an unseren Mitmachaktionen teilnehmen:
Auf Wortgut, unserer digitalen Wörtersammlung, könnt ihr alleine, mit Freunden oder eurem Dialektverein Wörter sowohl aus der Jugendsprache, wie auch aus allen möglichen Dialekten und Fachsprachen, aber auch der Standardsprache in Österreich sammeln.
Unsere Frage des Monats wird (zumindest bis inklusive Juni 2022) weitergeführt. Stellt eure Fragen, beantwortet sie mit unserer Unterstützung selbst und/oder stimmt auf Facebook und Instagram ab, welche von zwei Fragen ihr im jeweiligen Monat beantwortet wissen wollt.
Die Sprachlandschaft Wiens könnt ihr zukünftig auch selbstständig mit unserer vorbereiteten Schnitzeljagd erkunden. Auch unsere Comics, die ihr bisher nur bei Wissenschaftskommunikationsevents ausfüllen konntet, werden bald online zu Verfügung stehen und für Schulklassen sogar in ein Unterrichtskonzept eingebunden sein. Folgt uns bzw. dem SFB DiÖ auf Facebook, Instagram oder Twitter um die Veröffentlichung nicht zu verpassen.
Ihr könnt natürlich weiterhin eigene Memes mit unserem Meme-Generator erstellen und auf Social Media teilen.
Und euer Wissen über Dialekte in Österreich könnt ihr selbstverständlich auch in Zukunft beim Varietätenraten unter Beweis stellen.
Während ihr also weiterhin viele unserer Tools nutzen könnt, sind wir damit beschäftigt weitere Projektideen auszuhecken und Förderanträge zu schreiben, um auch in Zukunft wieder mit euch Deutsch in Österreich zu erforschen!
In diesem Sinne sagen wir DANKE für vier spannende, intensive und leiwande Jahre und verabschieden uns (vorerst) von euch. Bleibt neugierig, fragt nach und haltet die Ohren steif!
Das IamDiÖ-Team
(zuletzt Barbara Heinisch, Rebecca Stocker, Esther Topitz und Sarah Wirnsperger)
In: DiÖ-Online.
URL: https://www.dioe.at/artikel/3132
[Zugriff: 22.11.2024]