Herzlich willkommen bei der virtuellen Posterausstellung zur historischen Mehrsprachigkeit in Österreich!

Diese Ausstellung wurde anlässlich des Jubiläums „20 Jahre Uni Wien Campus“ von den Teilprojekten des Task-Clusters C (PP05 und PP06) in Kooperation mit Dr. Katharina Klara Tyran konzipiert und präsentiert. Die Poster waren von 2. bis 6. Oktober 2018 in der Galerie auf der Pawlatsche des Instituts für Slawistik der Universität Wien ausgestellt. Die Plakatausstellung wurde mit einem Impulsvortrag von Univ.-Prof. Dr. Stefan Michael Newerkla eröffnet.

Vorankündigung der Ausstellung

Bericht zur Ausstellung

Pressebericht in Hrvatske Novine (auf Burgenlandkroatisch)

Derzeit sind die Poster am Institut für Slawistik vor den Seminarräumen 5 & 7 zu besichtigen.

Alle, die nicht nach Wien kommen können, laden wir ein, die Ausstellung auf dieser Seite virtuell zu besuchen.

 

 

Poster 1

SFB „Deutsch in Österreich“: Variation – Kontakt – Perzeption

Der Spezialforschungsbereich (SFB) „Deutsch in Österreich: Variation – Kontakt – Perzeption“ ist ein breit angelegtes Forschungsprojekt, das sich verschiedensten Aspekten der deutschen Sprache in Österreich widmet. Mit der historischen und gegenwärtigen Mehrsprachigkeit und ihren Auswirkungen auf sowohl die deutsche Sprache als auch die Spracheinstellungen in Österreich beschäftigen sich zwei Teilprojekte, die beide unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Stefan Michael Newerkla am Institut für Slawistik der Universität Wien angesiedelt sind.

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Poster 2

Österreich-Ungarn: Viele Sprachen im Vielvölkerstaat

Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich im Jahr 1867 gab sich die österreichische Reichshälfte mit der sogenannten Dezemberverfassung ein durchwegs fortschrittliches und liberales Staatsgrundgesetz. In der ungarischen Reichshälfte wurde parallel eine starke Magyarisierungspolitik betrieben, die Ungarisch als alleinige Staatssprache etablierte. Diese politische Konstellation beeinflusste – auch langfristig – die Bedingungen für Mehrsprachigkeit im heutigen Österreich.

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Poster 3

Kärnten: Die umstrittene Sprachgrenze

Das Gebiet des österreichischen Bundeslands Kärnten ist schon lange zweisprachig. Im Zusammenhang mit der slowenischen Volksgruppe in Kärnten fällt immer wieder der Begriff einer Sprachgrenze – eine Grenze, die das einsprachige (deutschsprachige) Kärnten vom (auch) slowenischsprachigen Kärnten trennt. Dabei suggeriert schon der Begriff „Sprachgrenze“ eine klare (Ein-)Teilung der Bevölkerung, die sich bei genauerem Hinsehen wesentlich komplexer darstellt. Tatsächlich kann eine Sprachgrenze niemals eine scharfe Linie sein, sondern ist immer ein durchlässiger Übergang.

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Poster 4

Südmähren: Der mehrsprachige Raum

Bis zur Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung im Jahr 1945 wurde auch in weiten Teilen der heutigen Tschechischen Republik Deutsch gesprochen. Als besonders stark von gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit geprägter Raum wird oft Südmähren beschrieben. Obgleich sich die Mehrheit der Bevölkerung in den Volkszählungen der Habsburgermonarchie (1880, 1890, 1900 und 1910) zur deutschen Umgangssprache bekannte, war sie zu weiten Teilen zweisprachig. Im späten 19. Jahrhundert und in der Zwischenkriegszeit wurde dieser mehrsprachige Raum verstärkt zu einem einsprachigen gemacht.

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Poster 5

Niederösterreich: Bedingungen für Mehrsprachigkeit

Bei der Erforschung von historischer Mehrsprachigkeit gilt ein besonderes Augenmerk der Beschreibung sogenannter „Sprachkontaktszenarien“. Damit werden die Bedingungen in einer mehrsprachigen Gesellschaft gefasst, die individuelle Mehrsprachigkeit und damit die Sprachwahl in bestimmten Situationen beeinflussen. Niederösterreich ist ein sehr gutes Beispiel für die Vielfältigkeit von Kontaktszenarien: Sprach(en)politisch wurde das Land in der Habsburgermonarchie und darüber hinaus als einsprachig konstruiert. Dass es das nicht war, zeigt dieses Poster. Wie diese Mehrsprachigkeit gelebt wurde, hing jedoch stark von den ökonomischen und anderen Bedingungen ab.

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Poster 6

Wien: Unterricht (nicht nur) für die „Ziegelbehm“

Tschechische (böhmische) Spuren in und um Wien finden sich schon seit dem Mittelalter. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kam es in Wien und Umgebung zu einer starken Zuwanderung aus Böhmen und Mähren. Bekannt wurden vor allem die „Ziegelbehm“. Die Zugewanderten waren aber bald in allen Gesellschaftsschichten vertreten. Das Erbe der tschechischen Handwerker und Wirtschaftstreibenden ist in Wien vielfach heute noch sichtbar, etwa an Geschäftsnamen. Weniger sichtbar, aber dennoch bedeutend sind die Spuren, die der Unterricht des Tschechischen in Wien hinterlassen hat.

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Poster 7

Burgenland & Wien: Eigen- und Fremdzuschreibungen

Die kroatischsprachige Bevölkerung des heutigen Burgenlandes – also des ehemaligen Westungarns und der angrenzenden Gebiete – hat mit der Migration in diesen Raum im 16. Jahrhundert auch das Ethnonym Kroaten / Hrvati mitgebracht, wenn auch in der ein oder anderen Ausprägung oder Schreibweise. Im alltäglichen und umgangssprachlichen Sprachgebrauch tauchte der „Krowod“  mit seiner „krowodischen“ Sprache in vielen verschiedenen Kontexten auf. Dieses kolloquiale Ethnonym bekam jedoch bald auch eine abwertende Konnotation. Heute impliziert der „Krowod“ nicht mehr Ärmlichkeit und den Geruch von Zwiebel, sondern vielmehr Minderheitenaktivismus.

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Gesamtkonzept der Ausstellung und Design der einzelnen Poster

Agnes Kim
Stefan Michael Newerkla
Katharina Prochazka
Katharina Klara Tyran

Quellen / Literatur

Lizenz

Die einzelnen Poster sind unter Creative-Commons-Lizenzen lizensiert. Die jeweilige Lizenz ist direkt am Poster angegeben.
 

Wissenschaftliche Publikationen, auf denen die Poster beruhen

Kim, Agnes (2018): „Von ‚rein deutschen‘ Orten und ‚tschechischen Minderheiten‘: Spracheinstellungen und bevölkerungspolitisches Bewusstsein in den Wenkerbögen“. In: Philipp, Hannes / Ströbel, Andrea / Weber, Bernadette / Wellner, Johann (Hg.): Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. DiMOS-Füllhorn Nr. 3. Beiträge zur 3. Jahrestagung des Forschungszentrums Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa (FZ DiMOS) vom 29. September – 01. Oktober 2016 in Regensburg

. Regensburg: Universität Regensburg (Open Access Schriftenreihe der Universitätsbibliothek Regensburg). 275–318. Online verfügbar: epub.uni-regensburg.de/37387/ {

> Poster 4}

Kim, Agnes (2019): „Multilingual Lower Austria. Historical sociolinguistic investigations on Wenker’s questionnaires”. In: Lars Bülow, Kristina Herbert, Ann-Kathrin Fischer (Hg.): Linguistische Dimensionen im Varietätenspektrum: Variation ‒ Mehrsprachigkeit ‒ Konzeptualisierung

. Wien: Peter Lang. 187–211. Online verfügbar: www.peterlang.com/view/9783631781043/chapter-010.xhtml [

CC-BY 4.0] {> Poster 5}

Newerkla, Stefan Michael (2007): „Der Tschechischunterricht (und der Slowakischunterricht) in Ös-terreich von seinen Anfängen bis in die Gegenwart“. Zeitschrift für Slawistik 52/1. 52–75. {> Poster 6}

Prochazka, Katharina (2018): „Minderheitensprachen zählen! Über Sprachzählungen und Minderhei-ten
(-sprachen)“. Wiener Linguistische Gazette

83. 1–26. Online verfügbar: wlg.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_wlg/832018/prochazka-minderheiten-zaehlen.pdf [

CC BY-NC-ND 4.0] {> Poster 3}

Schinko, Maria / Kim, Agnes / Engleder, David (i Dr.): „Von ‚rein deutschen‘ Orten und ‚tschechischen Minderheiten‘ II. Einflussfaktoren auf das Antwortverhalten bezüglich demographischer Fragestellungen in den Wenkerbögen aus globaler wie lokaler Perspektive mit besonderem Fokus auf die Volksschule in Šreflová“. In: N. N. (Hg.): Beiträge zur 4. Jahrestagung des Forschungszentrums Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa (FZ DiMOS). {> Poster 4}

Tyran, Katharina (2015): Identitäre Verortungen entlang der Grenze: Verhandlungen von Sprache und Zugehörigkeit bei den Burgenländischen Kroaten. (= Studies on Language and Culture in Central and Eastern Europe, Band 27). München, et al.: Kubon & Sagner / Biblion Media. {> Poster 7}
 

Verwendete Karten und Abbildungen, zitierte Literatur

 

Andree, Richard (1881): Andrees Allgemeiner Handatlas

. Bielefeld: Velhagen & Klasing. Online verfügbar: commons.wikimedia.org/w/index.php. [public domain] {

> Poster 2}

Brand, Johann Christian (1775): Kroatinn mit Zwiebel. Wien Museum (Inv. Nr. 95.836/3). {> Poster 7}

Bruji: CD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Josko Vlasich, Band Bruji. {> Poster 7}

Halatschka, Raimund (1883): Zeitungsdeutsch. Wien: Verlag von Pichlers Witwe & Sohn. {> Poster 1}

Landesgrenze Kärnten. Land Kärnten – data.ktn.gv.at. https://www.data.gv.at/katalog/dataset/82864955-7c29-4f05-962c-cc1cb1cfa4c8 [CC BY 4.0] {> Poster 3}

Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 11. Dezember 1877, S. 16. {> Poster 1}

OpenStreetMap. https://www.openstreetmap.org. [CC BY-SA 2.0] {> Poster 1, 3, 4, 5, 6}

Regionalsprache.de

(REDE). www.regionalsprache.de. {> Poster

3, 4, 5}

Schuchardt, Hugo (1884): Slawo-Deutsches und Slawo-Italienisches. Dem Herrn Franz von Miklosich zum 20.11.1883. Graz: Leuschner und Lubensky. {> Poster 1}

Wolkan, Rudolf (1926): Wiener Volkslieder aus fünf Jahrhunderten, 1. Band / 1. Abteilung. Wien: Wiener Bibliophilen-Gesellschaft. {> Poster 7}

 

Zitation
Creative Commons Lizenzvertrag
Kim, Agnes / Newerkla, Stefan Michael / Prochazka, Katharina / Tyran, Katharina Klara (2021): Virtuelle Posterausstellung zur historischen Mehrsprachigkeit in Österreich.
In: DiÖ-Online.
URL: https://www.dioe.at/projekte/task-cluster-c-kontakt/mioe-ein-rahmenkonzept/ausstellung-zur-historischen-mehrsprachigkeit-in-oesterreich
[Zugriff: 18.03.2024]